90 Minuten gegen den HSV im Pillenliebe-Ticker

Heute gibt’s Pillenliebe in Echzeit. 90 Minuten gegen den HSV mal

so, wie ich sie auf der Couch erlebe. 


Vor dem Spiel:
Bin heiß wie Frittenfett. Endlich wieder Bundesliga. Endlich wieder Werkself. Den Platz im Stadion habe ich heute mal mit der Couch getauscht. Letztes Jahr war ich bei diesem Gemetzel in Hamburg dabei, anders kann man das nicht nennen. Auch dieses Mal haben die Nordlichter einiges getan, um sich auf Betriebstemperatur zu bringen. Aber diese dämliche Aktion „Kommt ihr uns nach Hause“ braucht kein Mensch. Sportlich ist der HSV zwar noch erstklassig, abseits des Platzes aber haben sie mal wieder unter Beweis gestellt, dass ein Bundesliga-Dino längst nicht über die Jahre gelernt haben muss, wie man sich ordentlich verhält.

Anpfiff: Toprak auf der 6, Hakan auf der Bank. Kann man machen, überrascht bin ich trotzdem. Angesichts der Belastung in den kommenden Wochen aber sicher ne sinnolle Entscheidung. Die Hamburger Fans waren aber wohl etwas enttäuscht. Sie hatten sich doch schon Wochen vorher zu Chorproben getroffen, um eine neue Version des bewährten „Alle auf die Zehn“ einzustudieren.

15 Minuten: Mein Bier wird nicht leerer, irgendwie bin ich heute besonders hibbelig. Ich sitze hier mit meinem Vater und zwei Freunden auf dem Sofa und wir unterhielten uns gerade über Bruno Labbadia. Inhalt der Unterhaltung hier mal in Stichworten wedergegeben: unsympathisch, Bernd Schneider, DFB Pokalfinale, letzte Chance, zum Glück Roger Schmidt.

25 Minuten: Papppppaaaaaaaa mit dem Kopf. Mein Vater schaut mich mit großen Augen an. Ich meinte aber  unseren Griechen mit dem Schädel von der Größe einer Abrissbirne. Den Ball trifft er aber trotzdem nicht so, dass er im Tor landet.

30 Minuten: Toprak bester Mann bisher. Aber auch Tah saustark. Der Junge wird bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, zieht sein Ding aber eiskalt durch. Gefällt mir gut. Bei Brandt hingegen fehlt mir noch die Aktion, die mir zeigt, dass er im Spiel ist. So langsam wirds wild. Das Publikum in Hamburg stimmt sich auf Mixed-Martial-Arts ein. Ich hab eher Bock auf nen gepflegten Kick unserer Jungs. Tor machen, bitte!

40 Minuten: Wer ist dieser Adler und was macht ein so guter Tohüter bei Hamburg?

42 Minuten: Bessere Mannschaft, keine Tore: Augsburg lässt grüßen. Nicht schon wieder.

45 Minuten: Mein Bier ist immer noch nicht leer. Aufm Platz sieht das gut aus, aber vor dem Tor ist das noch zu unentschlossen, ein bisschen fehlt natürlich auch das Glück.

47 Minuten: Calhanoglu macht sich warm und – Überraschung – die halbstarken HSV-Anhänger werfen ihr alkoholfreies Bier nach ihm.

50 Minuten: Leno, saustark gegen Hunt. Der HSV wirkt jetzt etwas aggressiver. Bruno hat in der Pause wohl mächtig Zunder gegegben. Wahrscheinlich spielen sie ihm zu viel Fußball. Wissen gar nicht, was sie machen sollen, wo Calhanoglu doch gar nicht zum Foulen auf dem Platz steht.

56 Minuten: Der Stadionsprecher sagt nochmal durch, dass keine Gegenstände auf den Platz geworfen werden dürfen. Teilweise sollen die Hamburger sogar gleich ihr Gehirn mitgeworfen haben.

59 Minuten: Toprak geht, starkes Spiel! Jedvaj kommt rein, für den ich mich auch richtig freue. Welcome back!

68 Minuten: Wie stehts im Wörterbuch für Spiele, die auf der Kippe stehen? Am Ende wird ein Fehler das Spiel entscheiden. Je länger wir spielen, desto schlechter wird mein Gefühl. Meine Frau bangt schon um den gemütlichen Samstagabend, sollte das beim HSV schiefgehen.

78 Minuten: Hakan kommt rein. Die kleinen Kinder im HSV-Block schreien sich ihre dünnen Stimmchen aus dem Leib und zücken die Handys, um zu filmen, wie derbe aggro sie sind. Morgen stehen die Videos auf ihrem Youtube-Channel. Armes Hamburg!

85 Minuten: Wird das noch was? Ich bin mir nicht sicher. Das ist so ein Spiel, das kannst du auch im letzten Augenblick verlieren, wenns blöd läuft. Nach vorne geht da heute leider einfach zu wenig. Kieß, Chicharito und Bellarabi leider so gut wie nie gefährlich in der Nähe des Hamburger Kastens. Das ist zu wenig für drei Punkte gegen kämpferische Hamburger.

90 Minuten: Nachspielzeit zwei Minuten. Freistoß Hakan, Chicharitoooo, Abseits.

93 Minuten: Schlusspfiff. Enttäuscht, ein bisschen erleichtert, unzufrieden.

Quelle: Sky Bundesliga








Fazit: 50.000 Hamburger, die sich an ihren Ex-Spielern aufgeilen – nichts Neues. Elf Leverkusener, die ihre Chancen nicht nutzen – nichts Neues. Was bleibt also nach 90 Minuten in Hamburg? Bei mir vor allem Unzufriedenheit. Klar, beim HSV ist es nicht leicht. Aber wir stehen in der Tabelle im Niemandsland und müssen langsam mal in Fahrt kommen. So wird das aber nichts. Wir vergeben unsere Chancen viel zu leichtfertig und uns fehlt die Durchschlagskraft nach vorne. Das wirkt noch nicht so gefährlich wie in der letzten Saison.
Ein Bellarabi hat kaum Szenen, in denen er sich im 1:1 durchtankt und aufs Tor zieht. Außerdem haben mir die 90 Minuten gegen den HSV mal wieder gezeigt, dass Kieß im Moment wie ein Fremdkörper in unserem Spiel wirkt, und Chicharito ist auch noch nicht der erhoffte Knipser. Aber ein 0:0 ist kein Grund, alles schlecht zu reden. Gab ja auch etwas Positives. Ömer und Tin haben ihre Comebacks gefeiert. Schön, dass ihr wieder dabe seid!
Und irgendwann werden wir aus den Fehlern lernen, mit denen wir im Moment die Punkte liegenlassen. Vielleicht zeigen wir am Dienstag ja schon, wie es geht:In Rom sollte sich ja herumgesprochen haben, dass wir es besser können.

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