Den Traum einfach weggeworfen

Manchmal braucht man gar nichts zu sagen. Schweigen ist hin und wieder viel mehr Wert als tausend Worte. Das ist ja auch ein beliebtes Erziehungskonzept. Sind die Kinder bockig, hilft manchmal nur noch konsequente Nichtbeachtung. Deswegen habe ich gestern einfach mal die Finger still gehalten und alles beobachtet. Manchmal merkt der Flegel ja selber, was er angestellt hat.


Beim Bayer bin ich mir da nicht so sicher. Wäre die Werkself mein Kind, dann hätte es nach der Blamage gegen Lotte erstmal ordentlich gescheppert im Karton, als pädagogische Maßnahme versteht sich. Im Elfmeterschießen gegen einen Drittligisten auszuscheiden, der A) unter Krämpfen leidet B) einen Mann weniger auf dem Platz hat und C) zweimal in Rückstand war, ist in etwa gleichzusetzen mit dem Zerkratzen von Papas neuem Auto, dem Verbrennen von Mamas Rezeptbüchern und dem Verstecken von Omas Gebiss. Arschloch-Kind!

Das Problem ist: Es gibt keine angemessene Strafe für das, was da auf dem Platz passiert ist. Wir sind raus aus dem Pokal, das war’s für diese Saison. Damit sind wir alle genug bestraft.

Unser einziges wirkliches Saisonziel war doch, endlich mal wieder nach Berlin zu kommen. Ich war selbst 2009 da, und es war ein unvergessliches Erlebnis. Champions-League und Bundesliga sind auch wichtig, aber DFB-Pokal – das wär’s gewesen. Mit ein bisschen Glück hätten wir in der Hauptstadt mal wieder nach den Sternen greifen können. Der Traum ist auf dem Acker von Lotte gestorben.

Das tut richtig weh und wird Narben hinterlassen. Nicht weil wir ausgeschieden sind, das kann im Play-off-Modus passieren. Nein, vielmehr wie unsere Spieler dieses Ziel mit einer unfassbaren Naivität einfach aufgegeben haben.

Ein Dragovic lässt sich vor dem 2:2 abkochen wie ein schlechter Kreisligaspieler, ein Mehmedi ballert aussichtsreiche Flanken lieber in den Nachthimmel als in den Strafraum, ein Baumgartlinger schießt einen lächerlichen Strafstoß und ein Hilbert bumst den Ball ins eigene Tor.

Das ist jetzt zwei Tage her. Ich muss hier nichts wieder aufwärmen, vielleicht ist dieser Post auch total überflüssig. Es wurde ja seit Dienstag schon alles von irgendwem irgendwann gesagt. Aber seine Gedanken runterzuschreiben, tut manchmal ganz gut. Das ist ein bisschen wie bei der „Super Nanny“. Wenn die da gewesen ist, ist es meistens besser. Mal gucken, wie dringend ich sie am Sonntag brauche.

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