Vier oder fünfmal pro Saison schlafe ich so richtig beschissen ein. Nicht weil draußen wieder irgendein rolliger Kater mit nem anderen rolligen Kater um die Vorherrschaft in Hitdorf kämpft oder der Nachbar die Musik pünktlich um 23 Uhr auf Stadionlautstärke aufdreht!

Nein, daran sind nur unsere Jungs in Schwarz-Rot schuld. So wie gestern Abend. Selbst mitten in der Nacht saß ich noch aufrecht im Bett und musste mit dem Kopf schütteln, weil ich nicht verstehen konnte, was da vorher im Stadion passiert war.  Es wollte mir einfach nicht in die Birne, wie wir dieses Spiel nicht gewinnen konnten. Die ersten 30 Minuten waren doch so gut gewesen, dass es am Ende locker 5:0 hätte stehen müssen. Fühlte sich verdammt nach einem richtig geilen Europokal-Abend an.

Doch nach 90 Minuten musste ich beim Blick auf die Anzeigetafel feststellen, dass sich das Ergebnis der Kulisse in der BayArena angepasst hatte. Was als rauschendes Fußballfest mit einer guten Stimmung begonnen hatte, endete in einem müden Sommerkick vor pfeifenden Fans.

Das werden dann wohl diejenigen gewesen sein, die sich schon in der Halbzeitpause darüber geärgert haben, die Couch und die Sky-Konferenz für so ein Champions-League-Spiel vor der Haustür eingetauscht zu haben. Bitte bleibt doch direkt bei Mutti daheim!

Eine Frage der Mentalität

Viel schlimmer als diese traurige Kulisse fand ich aber die Erkenntnis, dass unser Team offenbar noch nicht so weit ist, wie ich das gehofft hatte. Bis auf den sehr starken Benjamin Henrichs (für mich bester Leverkusener) standen immerhin nur Spieler in der Startelf, die schon mal in der Königsklasse aufgelaufen sind. Mit mangelnder Erfahrung muss mir also keiner kommen. Meiner Meinung nach ist das vielmehr Kopfsache und eine Frage der Mentalität.

Und als wäre das eigene Dilemma unten auf dem Rasen nicht schon schwer genug zu ertragen gewesen, zeigte uns der Zwischenstand aus Warschau dann auch ganz sinnbildlich für diesen Abend, was eine gute Mannschaft mit einem überforderten Gegner zu tun hat: Auch nach dem 2:0 nicht aufhören, sondern geil sein auf mehr Tore!

Diese Entschlossenheit habe ich gestern bei uns vermisst. Stattdessen hatte ich das Gefühl, unsere Jungs wollen nur noch die Uhr runter spielen, ein bisschen relaxen an nem heißen Sommerabend und sich ne schöne Zeit machen. Da war auf einmal keine Körperspannung mehr, kein Feuer in den Zweikämpfen. Wo zwei Minuten vorher noch drei Leverkusener an einem Moskauer klebten, hatten die Russen plötzlich Platz ohne Ende. Und dann beleidigt gucken, wenn der Gegner auch Tore schießen will!

Klaus Schenkmann: „Von oben betrachtet sollte man sagen: Wenn du gegen einen der schwächsten internationalen Gegner seit 1904 nur einen Punkt holst, dann hast du ein großes Problem! (Ich betrachte das Spiel aber nicht von oben und schicke schwarz-rote Grüße aus der Sitzplatz-Freikarten-Zone)!“ #einsatzzumspiel

Vielleicht gehe ich auch ein bisschen zu hart ins Gericht mit unseren Jungs. Wir haben schließlich nicht verloren und in dieser ausgeglichenen Gruppe ist noch alles drin. Trotzdem bleibt bei mir nach diesem 2:2 ein Gefühl zurück, das mir Kopfschmerzen bereitet und gestern Abend noch an mir genagt hat, als ich schon längst zu Hause im Bett lag.

Es ist glaube ich die große Ungewissheit, ob diese Saison tatsächlich mal anders werden kann als die anderen. Ich rede nicht von Meisterschaften, nur von Überraschungen und Spielen, die mal anders laufen als sonst. Nach gestern steht da aber erstmal ein großes ?

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