Ein Sieg darf auch mal langweilig sein

Die große Show fand am Samstagnachmittag nicht in der BayArena statt. Im Vergleich zu den letzten Spielen in der Bundesliga war die Partie gegen die Freiburger fast schon langweilig. Doch die drei Punkte sind meiner Meinung nach enorm wichtig – um nach den herben Nackenschlägen wieder Selbstvertrauen in der Liga zu tanken und weil die Mannschaft bewiesen hat, dass sie den Spagat schafft zwischen Champions League und Bundesliga-Alltag.

Ich muss mich wohl darauf einstellen, noch ein paar Spiele zuhause vorm TV verfolgen zu müssen. In den Block B9 komme ich aktuell noch nicht mit meinem Hinkefuß. Das ist echt die Hölle, die ganze Zeit nur vor der Mattscheibe zu sitzen. Wer immer live dabei ist, wird mir zustimmen, dass die Anspannung im Stadion viel leichter zu ertragen ist. Deswegen war ich Samstag wirklich froh, dass mich die Werkself nicht wieder einige Jahre meines Lebens gekostet hat. 
Hilbert macht einen guten Job 
Denn das war ein schön langweiliges Spiel, in dem ich nie das Gefühl hatte, dass wir das noch aus der Hand geben. Ich muss sagen, das tat mal richtig gut. Freiburg hat natürlich auch erschreckend wenig gemacht, und wir hätten auch noch ein oder zweimal mehr treffen können. Trotzdem war das eine grundsolide Vorstellung, die mich wirklich positiv stimmt. Das Team hat gezeigt, dass es auch nach einem tollen Auftritt in der Königsklasse den Schalter umlegen kann. Das kann man schon als Reifenachweis ansehen, finde ich. 
Ich muss auch zugeben, dass mir Roberto Hilbert schon gegen Madrid recht gut gefallen hat. Gegen Freiburg hat er auch eine solide Partie abgeliefert. Ich glaube, er gehört zu den am meisten kritisierten Spielern bei uns. Zumindest in den letzten beiden Partien hat er gezeigt, dass er ein guter Vertreter von Jedvaj ist, der aber hoffentlich trotzdem bald wieder dabei sein wird.
Das gleiche gilt für Hakan Calhanoglu. Klar, gegen Madrid war er der entscheidende Mann mit seinem Treffer. Aber er auch gegen Freiburg hat er wieder für mehr Schwung nach vorne gesorgt und sucht auch mal den Abschluss. Vielleicht hat ihn die ganze Diskussion um die Vorfälle in der Nationalmannschaft doch mehr belastet, als wir denken. Egal, wichtig ist nur, dass er jetzt wieder unsere Offensive ins Rollen bringt.
Das war jetzt keine Glanzleistung gegen ganz schwache Freiburger, die man sich jetzt nicht schönreden muss, aber wir haben uns die drei Punkte verdient. Auch, weil wir taktisch klug gespielt haben. Wo wir in der Vergangenheit oft nicht das richtige Maß zwischen Offensivstärke und defensiver Stabilität gefunden haben, sah das gegen die Breisgau-Brasilianer anders aus. Hinten sicher mit einem starken Toprak und vorne Nadelstiche setzen, die aber dann auch mal genutzt werden sollten.
Vor dem Tor zu verspielt
Etwas zu meckern gibt es ja immer: Die Chancenverwertung bleibt einfach katastrophal. 11:3 Torschüsse stehen am Ende auf dem Spielbogen. Bellarabi und Son sind technisch saustark, aber auch kleine Egoisten. Manchmal fehlt der Blick zum Mitspieler, der besser steht. Ich denke an die Szene aus Halbzeit eins, als Son aufs Tor rennt und Bürki praktisch anschießt, anstatt auf Kießling in der Mitte abzuspielen. 
Wenn mich die Aufstellung von Kießling auch überrascht hat, ein Tor hätte ich ihm auf jeden Fall gegönnt. Man hat ihm angesehen, dass er es unbedingt wollte. Leider sieht man auch, dass er im Moment nicht die Form hat, um dem Team helfen zu können. Dass er hier und da mal einen Ball verstolpert, überrascht jetzt nicht mehr. Aber ihm fehlt meiner Meinung nach die komplette Torgefahr. Drmic war gegen Atletico richtig stark. Er gewinnt Laufduelle und ist technisch in der Lage, auch mal einen Gegner auszuspielen. Würde mir wünschen, dass Kieß noch ein bisschen pausieren kann und Drmic gegen Kaiserslautern wieder beginnt. 
So schwach der Gegner am Samstag auch war, am Ende hätten wir ganz dumm dastehen können, wenn der Kopfball von Schmid im Netz landet. Es darf uns als vermeintliches Spitzenteam nicht passieren, wichtige Siege so leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Entweder vorher vorne die Bude machen und die Partie entscheiden oder den Gegner nicht mehr vor das eigene Tor kommen lassen. 
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