Eine magische Nacht – in Wembley und auf der Couch

Es gibt sie doch noch: Diese Nächte nach Spielen, die man mit einem breiten Grinsen beginnt und die man mit einem noch breiteren irgendwann am Morgen viel zu früh beendet – müde Augen, Nackenschmerzen, aber immer noch Gänsepelle. So sitze ich jetzt hier um 6:30 Uhr und tippe diese Zeilen. Und wisst ihr was? Ich kann mir gerade nichts Schöneres vorstellen!

Die Truppe hat einfach unfassbar gut gespielt – Jeder einzelne, ohne Ausnahme. So eine Partie vor dieser Kulisse gewinnst du nicht, wenn nicht jeder alles reinwirft. Da kann ein Ball verspringen, die Annahme unsauber sein, beim nächsten Mal rennt der Bursche trotzdem wieder mit zurück und verhindert den Konter. So spielt kein Team, das tot ist, sich gegen den Trainer auflehnt oder noch Lotte im Kopf hat. Ganz im Gegenteil: So spielt ein Team, das endlich zeigen will, was es kann. Und das zu sehen, macht höllisch Spaß.

Wobei: Viele Spiele der Sorte „Wembley“ wird mein Herz nicht mehr mitmachen. So viel steht mal fest. Denn je weniger Zeit auf der Uhr war, desto lauter wurde dieser nervige Zweifel in meinem Kopf. Als ob Kamil Glik höchstpersönlich mit einem satten Volleyschuss meiner Euphorie immer und immer wieder in die Nüsse schießen würde. Doch die Jungs haben offenbar aus Monaco gelernt und gestern Eier aus Stahl gehabt. Gut so, weiter so!

Klaus Schenkmann: „Klasse verdiente 3 Punkte im heiligen Fußball-Tempel zu London, mit den überragenden Henrichs und Kampl: Und man fragt sich angesichts der Szenen – warum nicht immer so, warum nicht in Lotte, warum nicht gegen Hoffenheim, jetzt aber gegen Darmstadt!“ #einsatzzumspiel

Allen voran Benjamin Henrichs! Der Junge sieht aus, als würde er noch auf dem Schulhof Pokemon jagen gehen. Und dann spielt er vor 85.000 Zuschauern im wohl geilsten Fußballtempel der Welt seinen Stiefel runter und stellt diesen völlig überschätzten Südkoreaner – wie heißt der noch gleich? – mal über 90 Minuten aber sowas von kalt. Für mich ist er jetzt schon einer der besten Rechtsverteidiger unterm Bayerkreuz!

Und dann Kevin Kampl – Es macht mir als Fan einfach nur großen Spaß, dem Jungen zuzusehen. Es gibt nicht viele Spieler, bei denen ich das Gefühl habe: Der gibt alles, bis er kotzt. Bei Kampl ist das so. Warum kriegt er nicht die Binde, wenn Bender nicht spielen kann? Der Bursche wäre für mich der ideale Captain und mehr Identifikationsfigur als der Ömer mit Gelb-Stich.

Aber darüber soll sich Schmidt den Kopf zerbrechen. Mittlerweile ist es 18:37 Uhr und meine Gedanken zum Spiel verlassen nur noch im A1-Brücken-Tempo den Kopf. Nein, ich habe nicht so lange an diesem Text geschrieben. Ich habe mein schwarz-rotes Leben für ein paar Stunden verlassen und war arbeiten. Sachen gibt’s!

Als angehender Familienvater soll das ja ganz hilfreich sein, ein paar Euros bei der Hand zu haben. Die erste Jahreskarte finanziert sich ja nicht alleine. Das war auch der Grund, warum ich gestern nicht in Wembley dabei war. Also, das mit dem Familienvater, weniger wegen der Euros. In Erwartung einer magischen Nacht im Kreissaal musste die magische Nacht in Wembley dann doch zurückstecken. Nun ja, bis auf einen ausgiebigen Schrei ist gestern nichts passiert. Und der kam von mir. Danach stand’s 1:0.

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