Kein Plan auf dem Platz, aber Großes im Kopf

Da haben wir gestern noch gegen Schalke drei Punkte verunfallt und keine 24 Stunden später reden wir schon wieder von der Königsklasse. So schnell geht’s. Man braucht nur ein wenig Realitätsverlust, etwas zu viel Optimismus und ein bisschen was von dem Zeug, das einige Leute in den diversen Fangruppen auf Facebook so rauchen. Dann hat die Mannschaft, die gestern noch gegen zehn Königsblaue 90 Minuten lang ohne Ideen, ohne Druck und mit sehr viel Unsicherheiten gespielt hat, tatsächlich eine Chance gegen Atletico Madrid.

Manchmal hilft es ja tatsächlich, sich nicht mehr an schlimme Dinge erinnern zu können. Verdrängung ist ja ein bekannter Schutzmechanismus der Seele. Das habe ich irgendwann mal im Pädagogik-Unterricht bei Herrn Kaiser gelernt. Ich war einer von fünf Jungs und fand das damals alles sehr seltsam.

Heute erinnere ich mich gerne an die eine oder andere Stunde. Als Leverkusen-Fan sollte man ja ohnehin diverse Ratgeber griffbereit neben dem Sofa stehen haben. Zum Beispiel, wenn mal wieder ein entscheidender Elfmeter in die Hose geht: Dann packt man sich „Psychologie für Notfälle“, schlägt nach unter dem Buchstaben A wie Aggressionsbewältigung und zersägt den Fernseher anschließend mit der Kettensäge vom Opa.

Bei mir funktionieren diese Psycho-Tricks leider nicht. Ich kann mich deswegen im Moment auch noch nicht auf das Spiel gegen Atletico freuen und noch weniger rechne ich uns Chancen aus. Da muss sich bis Februar schon einiges ändern, damit wir die packen. Klar, gegen gute Gegner spielen wir meistens unseren besten Fußball. Doch ohne Konzept gegen schwächere Gegner sind wir in gut zwei Monaten ein Pflegefall und stehen in der Bundesliga weitab von rauschenden Nächten gegen Europas beste Mannschaften. Da wird das Spiel gegen den Finalisten aus der letzten Saison zur Abschiedstournee aus der Champions League.

Ich bin pro Roger Schmidt, das muss ich hier mal wieder betonen. Doch es tut mir einfach weh, eine so talentierte Truppe so einen Scheiß spielen zu sehen. Gegen zehn tiefstehende Schalker gurken wir mit langen Bällen rum, spielen viel zu oft viel zu langsam und in den seltensten Fällen überraschend. Teams wie der BVB oder Leipzig sind uns im Moment spielerisch ganze Universen voraus. Die anderen viel zu irdischen Bayer-Profis können sich bei Fußballgott Kieß bedanken, dass er diese verkorksten 90 Minuten mit nem Siegtreffer gerettet hat.

Klaus Schenkmann: „Danke an Stefan für den wichtigen Auswärts-Kies: Drei Punkte, die uns weiter Richtung oben bringen, ohne eine Leistung zu zeigen, die dem Oben genügt, aber vielleicht geht es jetzt ja aufwärts – dank der richtigen Fitness!“ #EinSatzZumSpiel

Aber vielleicht starten wir ja jetzt eine Serie, wo die Athletik doch endlich richtig trainiert werden kann. Haben wir eigentlich nen Co-Trainer Taktik? Vielleicht sollte der sich mit Roger mal zusammensetzen und mal ein paar Varianten durchspielen. Für den Fall, dass Atletico uns durchschaut und einfach in der fünften Minute nen Spieler vom Platz nimmt. Das reicht ja offenbar, um uns vor schier unlösbare Aufgaben zu stellen.

 

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