Nur Balletttänzer auf der Baustelle

Unserem Spiel fehlt im Moment vieles, vor allem aber ein Tor. Schon gegen Atlético konnten wir nicht am Wunder schnuppern, weil unsere Offensivkräfte im Moment nur zum Warmschießen des gegnerischen Keepers auf dem Platz stehen. Gegen Hoffenheim hätten wir eine gute Leistung in der ersten Halbzeit mit einem Tor belohnen müssen. Doch am Ende stehen wir ohne Tor und ohne Punkt da, jedoch mit der Erkenntnis, dass die Zeit der Schönspielerei endlich vorbei sein sollte.


Ich bin eigentlich ein besonnener Autofahrer. Als ich aber gestern gegen 18:30 Uhr vom Parkplatz am Stadion der TSG losfuhr, musste ich mich wirklich beherrschen. Da fuhr dieser Bus vorbei und in mir sagte eine Stimme: „Ramm‘ ihn, ramm‘ ihn und lass sie nach Hause laufen.“ Doch soweit kam es nicht, weil der Busfahrer von Bayer 04 offenbar bessere Ortskenntnisse besitzt als ich und einfach rechts abbog. Wir standen im Stau und waren mit unserem Frust alleine.

Zum Glück hatten wir 2 1/2 Stunden Autofahrt vor uns, denn zu was anderem als Verkehrsschilder lesen waren wir gerade sowieso nicht in der Lage. Irgendwann löste sich der Stau auf der einzigen Straße in ganz Sinsheim auf und es ging flott in Richtung Heimat. Der spontan einberufene Fußball-Stammtisch bei 180 Sachen auf der linken Spur war sich schnell einig, dass der Nachmittag ziemlich für den Arsch war.

Jedenfalls scheint sich der übliche Hallo-Wach-Effekt eines Trainerwechsels noch nicht bis zu unserer Truppe herumgesprochen zu haben. Drei Spiele unter Korkut – ein Tor, zwei Unentschieden, eine Niederlage. Das nennt man dann wohl Fehlzündung. Schuld daran ist sicher nicht der Trainer. Der arme Mann ist die ärmste Sau unterm Bayerkreuz.

Korkut sieht bei uns sicher auch die Chance, sich für weitere Aufgaben bei anderen Vereinen zu empfehlen. Mich würde es aber auch nicht wundern, wenn er nach der Station Bayer 04 seine Karriere beendet und irgendwas Sinnvolles mit seinem Leben anstellt.

Diesen Moment habe ich leider verpasst und so musste ich gestern 90 Minuten mitansehen, wie sich unsere technisch hochbegabten Spieler immer weiter Richtung Abstiegskampf dribbeln. Wie sagt man so schön: brotlose Kunst.

Die letzte Geilheit aufs Tor fehlt

Jeder sieht Julian Brandt gerne spielen. Wenn der Bursche den Ball hat, passiert in der Regel etwas Außergewöhnliches. Doch im Moment könnte ihn sogar meine gehbehinderte Oma am Torschuss hindern. Sein „Ich-lege-den-Ball-nochmal-zurück-vor-dem-Schuss-einfach-weil-ich-es-drauf-habe-Trick“ kennt ja mittlerweile jeder Verteidiger dieser Welt und auf welchem Platz Karim Bellarabi zuletzt gespielt hat, ist mir auch ein Rätsel. Die Außenlinien waren jedenfalls schon immer da, wo sie sind. Achja, und Admir Mehmedi – was macht der eigentlich so samstagnachmittags?

Schon gegen Atletico war es unerträglich mitanzusehen, wie Chancen am Fließband ungenutzt blieben. Das hat doch nicht nur was mit fehlender Präzision zu tun. Meiner Meinung nach ist das auch eine Frage der Mentalität und der Geilheit, das Ding in die Maschen hauen zu wollen.

So bleibt bei mir von diesem regnerischen Nachmittag in Sinsheim nicht mehr hängen als die Erkenntnis, dass unsere Spieler derzeit nur „eine fast perfekte Halbzeit“ spielen können und das Tor nicht treffen. Mir wäre es lieber, wenn sie nicht perfekte 90 Minuten spielen, dafür aber mal ein dreckiges Ding hinter die Linie bringen und drei Punkte holen.

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