Selbst für den HSV zu schwach

Das Spiel gegen den Hamburger SV war mit Abstand das Schlechteste, was ich in den letzten Jahren vom Bayer gesehen habe. Wer sich eine Trotzreaktion auf die Sperre von Hakan Calhanoglu und die Niederlage gegen Gladbach erhofft hatte, wurde von unserer Truppe mal wieder eines Besseren belehrt: Es geht tatsächlich noch schlechter. Es geht noch harmloser. Es geht noch planloser.

Ich habe mich doch noch überwinden können und mich hinter die Tastatur gesetzt. Für so einen Post geht schon mal ne Stunde drauf. Da frage ich mich im Moment schon, ob mir die Zeit nicht zu schade ist. Es gibt ja nichts Neues zu berichten. Wir sind immer noch grottenschlecht.

Während meine Frau unter der Dusche steht, wackelt mein kleiner Sohn in seiner Wippe hin und her. Das praktische Ding haben wir von einer Freundin ausgeliehen bekommen, die am Freitagabend mal wieder ein schlechtes Spiel ihres Vereins ertragen musste. Am Ende hat ihr Team aber doch noch gewonnen, weil der Gegner einfach noch schlechter war. Sie trägt die Raute im Herzen und hatte dort offenbar noch Platz für die Leiden eines jungen Vaters mit verletzter schwarz-roter Seele und zu wenig Zeit zum Schreiben. Mitleid vom HSV in allen Lebenslagen – so schlimm steht es schon um uns.

Selbst Tah ist außer Form

Es war aber auch elendig am Freitagabend. Unser bester Kader aller Zeiten schafft es nicht, gegen einen Abstiegskandidaten auch nur eine vernünftige Torchance herauszuspielen! Spieler wie Bellarabi, Volland, Brandt und Mehmedi sind nur noch Namen auf dem Aufstellungszettel. Ihre Torgefahr im gegnerischen Strafraum ist reine Hypothese. Sie kommen ja nicht mal bis dort hin, weil auf dem Weg der Ball verloren geht.

Das kann Aranguiz im Moment ganz gut. Der Chilene ist ein riesiges Fragezeichen für mich. Was sollte er nochmal mit Arturo Vidal gemeinsam haben? Unnötige und völlig übermotivierte Fouls begehen? Ja, stimmt. Ansonsten ist er aber auch eine unerfüllte Hoffnung auf einen Leader im Mittelfeld, der unseren Kapitän Lars Bender mindestens gleichwertig ersetzen kann.

Selbst unser Abwehr-Schlachtschiff Jonathan Tah wirkt im Moment verunsichert. Er hat viel seiner Souveränität eingebüßt und macht Fehler, die man von ihm nicht kennt. Gleiches gilt für Benjamin Henrichs. Ich könnte so weiter machen und würde wahrscheinlich irgendwann beim Zeugwart enden, der auf einmal vergessen hat, wie man die Schuhe putzt.

Wir sind nur noch Aufbaugegner

Ich will und kann nicht glauben, dass das nur am Alter liegt. Natürlich haben wir junge Spieler, die sich entwickeln und auch Fehler machen dürfen. Das darf aber doch nicht der Grund sein, dass aus dem besten Kader aller Zeiten ein Aufbaugegner für Abstiegskandidaten geworden ist!

Mannschaften wie RB Leipzig und der BVB setzen auch auf junge, teils unerfahrene Spieler. Diese Teams sind stabiler als wir und stehen für ein klares Spielkonzept. Wenn man diesen Weg geht und entwicklungsfähige Spieler holt, dann muss man ihnen einen Plan an die Hand geben. Man kann nicht von 18- oder 19-Jährigen erwarten, dass sie einen Bundesligisten aus einer sportlichen Krise hieven. Das ist Aufgabe des Trainers. Und wenn der es nicht kann, dann ist es Aufgabe des Sportdirektors.

Beitrag teilen
Share the Post:

Related Posts

Nach oben scrollen