Es pfeift, es pfeift…

Der Service in der BayArena wird immer besser. Nachdem mich beim Spiel gegen Freiburg ironisch zwinkernde Smileys bei der Kartenkontrolle ganz subtil vor dem Spiel warnen wollten, fragte mich gestern der Ordner, ob ich Waffen oder Drogen dabei hätte. Hatte ich leider nicht. Gebraucht hätte ich sie, also die Drogen.


Das wär’s doch. Jeder Fan bekommt beim nächsten Heimspiel seine eigene Dosis Schmerzmittel, frisch gezapft aus dem Bayerwerk. Vom Sitzplatz aus könnte dann jeder selber an seinem Regler drehen – mal mehr, mal weniger doll. So viel, wie er eben gerade braucht, um den Scheiß auf dem Rasen zu ertragen.

Ich hätte mich gestern komplett weggeschossen mit dem Zeug. Oder ich mach’s das nächste Mal einfach wie ein Pärchen vor mir in der Reihe. Die beiden sind in der 42. Minute aufgestanden und gegangen. Der Bus wartete.

Ne, das war gestern kein schönes Erlebnis in der BayArena. Mit so einem schlechten Gefühl im Bauch bin ich schon lange nicht mehr nach Hause gekommen. Das hat sich nicht wie eine normale Niederlage angefühlt, sondern wie ein Einschnitt. Irgendwas muss passieren, irgendwas wird sich ändern und irgendwer wird dafür den Kopf hinhalten müssen.

Klaus Schenkmann: „Ich zitiere Jonathan Tah – das sollte reichen: So kann es nicht weitergehen!“ #EinSatzZumSpiel

Dieses Gefühl haben einige Fans wohl schon eine ganze Weile mit sich herumgeschleppt. Jedenfalls wirkte es beinahe so, als hätten sie nur auf eine Gelegenheit zum Pfeifen gewartet. Die kam ja mit dem Gegentreffer relativ früh und zu einem Zeitpunkt, als das Spiel noch nicht entschieden war. Ich habe nicht gepfiffen und ich hätte es besser gefunden, wenn einige damit zumindest bis zum Abpfiff gewartet hätten. Ein lautstarker Support hätte sicher mehr bewirkt und einer ohnehin verunsicherten Mannschaft mehr geholfen als höhnische Gesänge und Pfiffe.

Es ist nicht so, dass ich das nicht verstehe. Ihr könnt mir glauben: Ich bin mindestens genauso unzufrieden wie ihr mit der Situation. Nur wenn man als Fan seine eigene Mannschaft mit Gesängen wie „Oh wie ist das schön“ öffentlich verhöhnt, hat man keine Argumente mehr für das Beklagen einer schlechten Leistung. Denn nichts anderes liefert man in dem Moment als Fan ab.

Und jetzt wollen diejenigen, dass sich unsere Jungs im Derby gegen den FC für ihren Stolz als Fan den Arsch aufreißen. Also, wenn ich Spieler wäre, würde mir das gehörig am selbigen vorbeigehen. Warum sollte ich mich auch für jemanden einsetzen, der mich verarscht?! Wie gesagt: Übers Pfeifen kann man sich streiten, höhnische Gesänge finde ich mehr als daneben.

Mehr Worte braucht es gar nicht zu diesem Spiel. Was wollen wir auch diskutieren? Es gibt keine Grundlage für eine Analyse. Wir haben keine strittigen Szenen provoziert, keine Elfmeter herausgeholt und haben viel zu selten aufs Tor geschossen. Das war von Anfang bis Ende die Darbietung einer neuen Dimension von Lustlosigkeit, Ideenarmut und Verunsicherung. Wir sind spielerisch tot und es gibt wenig Hoffnung,  dass sich daran bis zum Spiel gegen den FC etwas ändert.

Ich habe Angst vor Mittwoch.

Beitrag teilen
Share the Post:

Related Posts

Nach oben scrollen