Gechillt im Fohlenstall

Mein Körper hat gestern um Punkt 15.30 Uhr mit Schweißausbrüchen, beschleunigtem Puls und zittrigen Händen reagiert, bis ich gemerkt habe: Moment mal, wir sind ja schon durch! Ab da habe ich selten so entspannt einen Spieltag verfolgt. Wenn man selbst nicht mehr um jeden Punkt zittern muss, dann hat man auf einmal einen Blick auf Dinge, die einem bis dato noch gar nicht aufgefallen waren. Seit wann spielt denn eigentlich Darmstadt in der 1. Liga?

Habt ihr gestern die Siegesfeier der Münchner gesehen? Wenn man das Feier nennen kann. Zuerst hat David Alaba aus dem Mannschaftsbus ein Video gepostet, in dem er ganz ausgelassen und trunken voller unendlicher Glückseligkeit über den keine Ahnung wievielten Meistertitel „We are the champions“ zum Besten gibt. Und später solls in München noch richtig abgegangen sein. Autokorso und so. Jedenfalls ist gegen 21 Uhr ein dunkler Audi mit dem Kennzeichen M-UH-1952 hupend an der Säbener Straße vorbeigefahren, während aus dem Autoradio „Stern des Südens“ dröhnte.
Herrlich, mit was für einem Mist man sich einen Spieltag vor Ende der Saison beschäftigen kann. Den Luxus erlaube ich mir aber einfach mal. Was soll ich jetzt auch groß über das Spiel in Mönchengladbach schreiben? Schade, dass wir den Siegrekord verpasst haben, klar. Aber das können wir den Jungs nicht übel nehmen. Ich finde, dafür, dass es für uns – bis auf den Rekord – um nichts mehr ging, haben wir es gut gemacht.
Die Gladbacher mussten alles raushauen, um die nötigen Punkte für die Königsklasse zu holen. Um ehrlich zu sein, sehe ich die Ponys vom Niederrhein auch lieber in der Champions League als die Schalker oder die Berliner. Für mich hatte das Spiel nach dem Treffer von Aranguiz ohnehin schon sein Soll erfüllt. Der Junge war in den letzten Partien immer so nah dran und gestern hat’s dann endlich geklappt. Ich glaube, wir werden in der nächsten Saison noch viel Spaß mit ihm haben. Lasst den mal ne ganze Vorbereitung ohne Verletzung absolvieren.
Jetzt, wo mehr oder weniger alles erledigt ist, hat man ja auch mehr Zeit, um sich über das Personal Gedanken zu machen. Sieht ja im Moment so aus, als würde es keine allzu großen Veränderungen geben. Ein möglicher Abgang von Toprak könnte aber tatsächlich weh tun. Das wäre wieder so ein Castro-Ding, wo man als Fan keinen Sinn hinter sieht. Mal abwarten, wie sich das entwickelt.
Ein bisschen Bauchschmerzen machen mir aktuell auch die Diskussionen um die geplante Choreo am letzten Spieltag und die Äußerungen der Nordkurve und Ultras zu der Lethargie auf den Rängen und der geringen Bereitschaft, zu Auswärtsspielen mitzufahren. Ich stecke in beiden Themen nicht in den Einzelheiten drin, kann das Ganze also nur mit einem gewissen Abstand beurteilen.
Vielleicht aber ist unsere frühzeitige Qualifikation für die Champions League nicht nur dazu gut, die Beine hoch zu legen, sondern an anderen Baustellen zu arbeiten – zum Beispiel an der Emotionalität auf den Rängen.
Deshalb fand ich den Zeitpunkt von der Nordkurve gut gewählt, um ein paar Dinge anzusprechen – mitten rein in die Wohlfühlzone. Vielleicht tut sich da auch personell etwas bis zur nächsten Saison. Den einen oder anderen Abgang von Früh-Gehern, Fan-Touris und Handy-Süchtigen könnten wir sicher verkraften.
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