Hyypiä scheitert an der Bayer 04-Formel

Bayer 04 ist wie ein Chemiebaukasten. Die jungen Trainer werden von der spannenden Verpackung angelockt. Die ersten Experimente gelingen. Doch wenn einmal die Mischung der hoch sensiblen Masse nicht mehr stimmt, fliegt ihnen das ganze Experiment gehörig um die Ohren. Onkel Rudi muss eingreifen, alles zusammenfegen und den nächsten Trainer finden, der sich auf die Suche nach der Erfolgsformel für Bayer 04 machen will.


Gescheiterte Experimente gab’s in der Vergangenheit leider viel zu oft bei der Werkself – Skibbe, Labbadia, Dutt. Vielleicht liegt es aber gar nicht an den Trainern.Vielleicht liegt’s an den Rahmenbedingungen.Vielleicht ist das Team untrainierbar. Bleiben wir mal in der Chemie-Sprache: In der Hinrunde hatte Hyypiä offenbar die perfekte Mischung gefunden. Es lief alles nach Plan. Die Erfolgsformel hieß: schnelles Umschaltspiel nach Balleroberung. Die einzelnen Elemente vertrugen sich gut. Ab und zu waren ein paar negative Ausreißer dabei, im Großen und Ganzen gab es aber keine erwähnenswerten Zwischenfälle. Weil die Spielanlage aber doch relativ simpel und durchschaubar war, hat sich Hyypiä im Chemiebaukasten nur das Sternchen für den Nachwuchs-Alchemisten verdient.

Die fortgeschrittenen Chemie-Streber der anderen Bundesligisten haben sich dann in der Rückrunde die Formel von Hyypiä geschnappt und gehörig auseinander genommen. Kein Element wollte mehr zum anderen passen. Die Versuchsanordnung fiel komplett auseinander. Die Folge: Das Experiment, Bayer 04 zu einem konstanten Mitstreiter um die ersten drei Plätze zu machen, misslang. Der Trainer musste gehen, und die Spieler dürfen durchschnaufen und auf das nächste Versuchskaninchen warten.

Das Zeugnis für Hyypiä würde etwa so lauten: Er war stets bemüht und zeigte gute Ansätze. Sami hatte allerdings Probleme, sich auf neue Situationen einzustellen. Dabei gelang es ihm zu selten, seine Ideen und Vorstellungen auf die Klasse zu übertragen. Die vermeintlich Klassenbesten Rolfes, Castro und Bender bekämen nach der Ära Hyypiä einen dicken blauen Brief: Simon, Gonzalo und Lars blieben ihrer Führungsrolle schuldig. Sie schafften es zu selten, sich mit guten Leistungen von der Klasse abzuheben. In Bezug auf einen Neuaufbau der Mannschaft sind sie deshalb stark versetzungsgefährdet.

Denn vor allem die Mannschaft hat enttäuscht, wenn es drauf ankam. Es war bezeichnend, dass mit Julian Brandt ein 17-Jähriger am Freitag das 1:1 geschossen hat. Führungsspieler wie Rolfes, Castro und Bender schienen nicht zum ersten Mal in dieser Saison überfordert mit der Situation. Sobald es auf dem Platz eng wird, verschwimmen sie mit der Masse. Keine Akzente, kein Aufbäumen gegen eine Niederlage. Enttäuschend!

Egal, welcher Trainer nach der Saison übernimmt – er wird das gleiche Problem haben wie seine Vorgänger. Es sei denn, die Vereinsführung beweist Mut und wagt eine Zäsur. Also, alte Zöpfe abschneiden, sich vom gemütlichen Dasein einer Möchtegern-Bundesliga-Spitzenmannschaft trennen und die Wohlfühloase Bayer 04 für Alibi-Profis zu einem Drill-Camp machen. Und dann endlich mal Spieler verpflichten, die nach Leverkusen kommen, um Titel zu gewinnen – nicht weil Rudi Völler so ehrliche Augen in den Vertragsgesprächen hatte. Dann könnte Hyypiä doch noch als Trainer in die Annalen von Bayer 04 eingehen. Als Versuchsleiter, der die fehlerhafte Bayer 04-Formel aufgedeckt hat.

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