Julian Brandt wechselt zum BVB: Warum das besonders weh tut…

Der Wechsel unserer Nummer 10 lässt mich gerade nicht still sitzen. Ich muss mir erst ein paar Emotionen aus der Fan-Seele schreiben.

Na toll. Jetzt sitze ich keine drei Tage nach dem letzten Spieltag der Bundesligasaison 18/19 schon wieder vor der Tastatur und schreibe etwas über unseren geliebten Verein. Die Euphorie ist eben eine dreckige Bitch! Eben freut man sich noch über das Erreichen der Champions League – und dann kommt der BVB um die Ecke und schnappt sich für ein Taschengeld von 25 Millionen plus x Julian Brandt. Eigentlich wollte meine Frau sich mit mir jetzt die aufgenommene Folge „Wunderschön“ anschauen. Das kannst du aber knicken, Schatz! Denn der Wechsel unserer Nummer 10 lässt mich gerade nicht still sitzen. Ich muss mir erst ein paar Emotionen aus der Fan-Seele schreiben.

Überall hin – nur nicht zum BVB!

Es gibt Wechsel, die nimmt man zu Kenntnis. Es gibt Wechsel, über die ärgert man sich. Und es gibt Wechsel, die tun richtig weh. Der Wechsel von Julian Brandt zu Borussia Dortmund gehört definitiv zu der schmerzhaften Sorte. Hierbei geht es gar nicht so sehr um das Sportliche. Wobei es sicher auch in Sachen Offensivpower ein herber Verlust ist. Nein, mich schmerzt dieser Transfer aus einem Grund ganz besonders: Weil er zum BVB wechselt. Ausgerechnet zum BVB.

Für mich als Fan von Bayer 04 Leverkusen ist es schwer nachzuvollziehen, warum sich Julian Brandt jetzt für diesen Schritt entschieden hat. In Leverkusen hat er doch alles, was er braucht: Einen Trainer, durch den er seine ideale Position gefunden hat. Ein talentiertes Team, mit dem er nächste Saison Champions League spielen kann. Ein Umfeld, das ihm Zeit gibt, sich in Ruhe zu einem Star zu entwickeln – um dann den Schritt zu einem ganz großen Klub zu wagen. Was also kann ihn – außer dem Geld – dazu gebracht haben, uns in dieser Situation zu verlassen ?

ausgerechnet jetzt!

Vielleicht ist es genau der Zeitpunkt. Wir haben die Champions League erreicht – das war das absolute Maximum in dieser Saison. Dortmund ist Vize-Meister geworden. Auf der Abschlusstabelle trennen beide Mannschaften 18 Punkte. Das ist eben sportlich doch ein anderes Niveau gewesen in dieser Saison. Womöglich sieht er seine Mission in Leverkusen erfüllt. Das würde auch sein Zitat nach dem Spiel in Berlin erklären: „Das Erreichen der Champions League erleichtert mir vieles.“

Ich schätze Julian Brandt als einen intelligenten Fußball-Profi ein, dem es nicht in erster Linie ums Geld geht. In einem Interview vor einigen Monaten hat er mal gesagt, dass die Entwicklung des Vereins mit den Ambitionen des Spielers übereinstimmen muss. Inwieweit das zutrifft, würde er nach der Saison analysieren und sich dann entscheiden, wie es weitergeht.

Was unterscheidet Bayer 04 und den BVB sportlich?

  • Ambitionen von Bayer 04: Mindestziel Europa League. Im Optimalfall Champions League.
  • Ambitionen von Borussia Dortmund: Mindestziel Champions League. Im Optimalfall Meisterschaft.

Für ihn ist der Wechsel zum BVB offenbar sportlich der nächste logische Schritt in einer bisher gut geplanten Karriere. Er hat bei Leverkusen den Sprung vom Talent zum Top-Spieler geschafft und wechselt jetzt zu einem Klub, dessen Umfeld und Ambitionen mit seinen – zwar unkonstanten, aber sehr guten – Leistungen matchen. Und wenn er noch besser wird, gibt es auch nach dem BVB noch Luft nach oben.

Das macht doch keinen Sinn!

Das ist der Teil des Transfers, der weniger mit Emotionen als vielmehr mit Kalkül und intelligenter Karriereplanung zu tun hat. Und das passt eben nicht in die Welt eines Fans wie mir, der sich die 25 aufs Trikot drucken lässt. Aus Verbundenheit mit einem fantastischen Spieler mit dem Spitznamen „Schnix“, der angeblich sogar einem Angebot aus Barcelona widerstanden hat, um weiter unterm Bayerkreuz zu kicken.

Doch das ist leider nur die Ausnahme. Meistens verlassen uns die Besten nach einigen erfolgreichen Jahren und wechseln zu einem größeren Klub. Dass das Ziel nach Castro, Toprak und jetzt Brandt schon wieder der BVB ist, tut weh. Weil es gefühlt ein direkter Konkurrent ist, den wir gerne mal wieder hinter uns lassen würden. Durch solche Transfers zeigt uns der BVB jedoch mal wieder, dass wir mittlerweile eine Nummer kleiner sind. Wir kaufen Spieler von Hoffenheim. Dortmund kauft Spieler von uns. Bayern kauft Spieler von Dortmund. Natürliche Nahrungskette und so.

mach’s gut, Jule!

Wir sind eben ein relativ kleiner Verein, der immer wieder Spieler an vermeintlich größere Mannschaften abgeben muss. So geht es jedem Verein auf der Welt – bis auf Real Madrid vielleicht. Ich habe Julian Brandt immer gerne spielen sehen und es wird sicher dauern, bis ich den Wechsel verdaut habe. Am Ende aber ist es nur ein Fußballer, der demnächst ein anderes Trikot trägt. Ich lasse mir die Vorfreude auf die kommende Saison jedenfalls nicht nehmen. Wir hören endlich mal wieder die fette Frau die Champions-League-Hymne singen, Leute!

Und eines ist doch klar: Wir werden auch ohne Julian Brandt Spiele gewinnen und Siege erringen, über die man sagen wird: Gar nicht schlecht für so einen kleinen Verein!

In dem Sinne: Mach’s gut Jule!

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