Moussa Diaby von Bayer 04 Leverkusen

Einen Tag vor dem Debüt von Hannes Wolf auf unserer Trainerbank suche ich bei mir vergeblich nach Euphorie oder Aufbruchstimmung. Stattdessen bin ich einfach nur müde. Müde von den schlechten Ergebnissen der letzten Wochen. Müde von den Diskussionen. Und müde von der Erkenntnis, dass wir mal wieder von vorne anfangen müssen.

Noch nicht bereit für was Neues

Das meine ich unabhängig von den sportlichen Ergebnissen. Klar, wir müssen die Kurve kriegen, schon morgen gegen Schalke. Aber einfach so von Bosz auf Wolf umschalten – also, ich kann das nicht. 

Dafür mochte ich Peter Bosz zu sehr. Ich fand ihn sympathisch und angenehm ehrlich. Und, das war mir besonders wichtig, er strahlte Autorität aus. Kein Kuscheltrainer, der vor Völler und Rolfes den Knicks macht. Eher jemand, der Reibung erzeugt und Probleme offen anspricht. In einem Verein, in dem das “sich Kleinreden” in den AGB steht, war der selbstbewusste Peter Bosz eine angenehme Erscheinung. 

Andererseits, und das ist die herzlose Version, war die Trennung nur logisch. Es ist doch so: Sind Trainer sehr erfolgreich, wechseln sie irgendwann zu größeren Vereinen. Sind Trainer nicht erfolgreich, werden sie entlassen.

Peter Bosz hat sich bei uns (die meiste Zeit) irgendwo dazwischen einsortiert. Es war häufig gut – aber dann auch wieder nicht so gut. Eben so typisch Bayer 04, irgendwie langweilig-sexy. Deshalb hat er perfekt zu uns gepasst. 

Wie das Ehepaar, das den 20. Hochzeitstag mit Kölsch, Joggingbuxe und einem Tatort aus Münster auf dem Sofa zelebriert. Man weiß, was man vom anderen bekommt – und was nicht. 

Seit 2000: Kein Trainer bleibt länger als drei Jahre

Das gemütliche “Aneinander gewohnt sein” ist jetzt vorbei. Die Realität heißt Hannes Wolf. Die Joggingbuxe verschwindet im Schrank, und wir quetschen das Wohlstandsbäuchlein wieder in die verwaschene Slim-Fit-Jeans. Bisschen eng, aber geht gerade noch. Wenn man so will, sind wir die MILF unter den Fußball-Bundesligisten. Bisschen was auf dem Buckel, nichts für was Längeres – aber durchaus noch ganz sexy.

Seit 2000 war kein Trainer länger als drei Jahre bei uns! Das ist in anderen Vereinen genauso, klar. Aber bei Peter Bosz war ich mir sicher: Das ist was Ernstes. Das hält noch ein paar Jahre. Die Erkenntnis, dass ich mich getäuscht habe und mein Gefühl wohl eher mit einer chronischen Fußball-Romantitis zusammenhängt, macht mich müde.

Jetzt muss das Team in Vorleistung gehen

Ich werde mir das Spiel morgen selbstverständlich anschauen. Unabhängig vom Trainer oder den Spielern, leide und freue ich mich mit Bayer 04. Das wird immer so sein. Bis ich wieder mit vollem Herzen bei der Sache bin, braucht es noch Zeit.

Jetzt muss das Team in Vorleistung gehen. Beweisen, dass die Trennung von Bosz richtig war und etwas bewirkt hat. Das werde ich mir ganz genau anschauen.  Und irgendwann, spätestens im Mai 2022, kehrt dann die Hoffnung zurück, dass sich hier doch mal etwas Grundlegendes verändern kann.



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