Sonntag ist halt nicht Champions League

Und zum dritten Mal hintereinander erweist sich die Bundesliga als Spaßbremse für unsere Truppe und alle, die es mit Schwarz-Rot halten. Champions League ist halt nicht am Wochenende! Aber wenn man nur kämpft, rennt und alles gibt, wenn die Hymne der Besten vor dem Spiel erklingt, dann geht’s halt so in die Hose wie beim BVB. Was also fangen wir jetzt an mit dieser (Mini-)Krise?

Wir müssen jetzt hier keine Panik schieben und alles schlecht machen, wie es in einigen Facebook-Gruppen wieder der Fall ist. Wer sich darüber immer noch aufregt, sollte einfach aus diesen Zusammenschlüssen erfolgshungriger Möchtegern-Fans mit rudimentären Kenntnissen der deutschen Rechtschreibung austreten und sich selbst ein Bild machen. 
Schnappt euch lieber eure Frauen oder Freundinnen und redet mal mit ihnen über die Spiele. Jetzt sagen einige bestimmt: Wat soll ich denn mit der Alten über Fußball quatschen? Glaubt mir: Manchmal tut es ganz gut, aus seinem eigenen Werkself-Kosmos auch mal rauszukommen und ein bisschen Input von jemandem zu bekommen, der nicht bei jedem Spiel kurz vor dem Herzinfarkt auf der Tribüne rumspringt oder vom Sofa fällt. 
Meine Frau hat sich mit mir die 90 Minuten gegen den BVB vor dem TV angetan und dementsprechend war sie voll im Bilde, was die Leistung unserer Jungs angeht. Ich spreche wirklich hin und wieder mit ihr, also über Spiele von Bayer 04. Ansonsten versuche ich, alles Schädliche von unserer Ehe fernzuhalten. Ich habe sogar dem Reif den Saft abgedreht und auf Stadion-Sound umgeschaltet, denn (Ironie-Modus an) den Sky-Kommentator mag sie besonders gerne hören (Ironie-Modus aus). Sie sollte sich ja nur auf das Spiel konzentrieren, damit ich später einen Gesprächspartner auf Ballhöhe habe. 
Nachdem ich dann nach Abpfiff einige Minuten praktisch nur kopfschüttelnd auf dem Sofa saß, fragte ich sie nach ihrer Meinung zu dem Spiel. Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass einige Spieler einfach nicht das zeigen, was sie können und sollen – bestes Beispiel: Wendell. Von meiner Frau war nur ein „Och ne, der Arme“ zu hören, als Bellarabi ihn nach dem Elfmeterpfiff auch noch angeschnauzt hat. Der Junge tat mir ein bisschen leid, weil er gestern richtig neben der Spur war. Eigentlich hätte man ihn nach dem ersten Patzer rausnehmen müssen. Christoph Kramer haben wir beide ziemlich schlecht gesehen, da muss einfach mehr kommen. Und bei aller Euphorie um unsere kleine Erbse: Die zwei Dinger muss er machen. 

Eine Körpersprache wie ein taumelnder Boxer, der auf den finalen Schlag in die Fresse wartet


Soviel zur Leistung der Spieler. Meine Frau sagte dann, dass sie zu keinem Zeitpunkt im Spiel das Gefühl hatte, dass wir da was mitnehmen könnten. Da hat sie Recht, finde ich! Wir haben eine Körpersprache an den Tag gelegt wie ein taumelnder Boxer, der nur auf den finalen Schlag in die Fresse wartet. Der Kopf von Calhanoglu ging nach jeder misslungenen Aktion nach unten, von seinen Lippen war hin und wieder ein „Scheiße“ abzulesen – und da stand es noch nicht 0:3. Und dann motzt ein Bellarabi seine Gegenspieler an, anstatt sie mit in seine fulminanten Dribblings einzubinden, bei denen er sich meistens selber über den Haufen läuft. Da frage ich mich: Was ist los mit den Jungs?Warum zeigen wir in der Champions League so viel mehr Leidenschaft als in der Bundesliga?
Nach der Niederlage gegen Bayern haben wir gesagt: „Ok, das war zu erwarten nach dem schweren Spiel gegen Lazio“. Nach der Niederlage gegen Darmstadt hieß es: „Das tat weh, jetzt müssen wir uns gegen Borisov wieder Selbstvertrauen holen, um in Dortmund zu punkten.“ Und jetzt, nach der Niederlage in Dortmund? 
Arsch zusammenkneifen und gegen Mainz wieder die Hütte brennen lassen! Ne andere Wahl haben wir doch gar nicht. Vielleicht ist es gut, dass es am Mittwoch direkt weiter geht. Wir haben schließlich was gutzumachen. Außerdem haben wir mit Auftritten unter der Woche zuletzt ja gute Erfahrungen gemacht. Und dann hoffen wir mal, dass unser Team in den letzten drei Spielen einfach ne schlechte Phase hatte. Oder wie meine Frau es sagt: „Die spielen im Moment wie Mönchengladbach.“
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