Sieg auf dem Rasen – Stunk auf der Tribüne

Ohne Hyypiä klappt’s dann auch offensichtlich wieder mit dem Laufen und dem Toreschießen. Trotz des Sieges war mir am Sonntag nicht zum Feiern zumute. Das lag allerdings weniger an den Spielern, sondern vielmehr an den Ultras Leverkusen. 


Ich hatte noch nicht mal Zeit, um an meinem Bier zu nippen, da schädelte Kießling den Ball nach Flanke von Donati zum 1:0 ins Tor. Nach 40 Sekunden! Komisch, wie die spielen können – wenn sie wollen. Unter Hyypiä hatten die Außenspieler die Flanken zuletzt zielsicher auf die Tribüne oder in die Hände des Torwarts gedroschen.

Auf einmal waren da Einsatzbereitschaft, Wille und spielerische Qualität zu sehen. Beispiel Lars Bender: unter Hyypiä zuletzt konstant einer der Schwächsten. Keine Zweikampfstärke und viel zu sehr mit seinen eigenen Fehlern beschäftigt, als dass er als Vize-Kapitän eine Führungsrolle in einer kriselnden Mannschaft übernehmen konnte. Am Sonntag gelang ihm auch nicht alles. Doch jeder wird gesehen haben, dass der Lars Bender unter Trainer Sascha Lewandowski nicht mehr viel mit dem unter Trainer Sami Hyypiä gemeinsam hatte. 
Jetzt mag sich manch einer fragen, warum ich mich denn über einen Heimsieg so aufrege. Ganz einfach: weil er viel früher hätte kommen  müssen. Denn das, was das Team am Sonntag über weite Strecken gezeigt hat, ist sozusagen das Einmaleins im Profifußball – mehr nicht. Trotzdem waren sie unter Hyypiä nicht in der Lage, es in den entscheidenden Spielen abzurufen. Das kostete dem Trainer am Ende den Job, und das stört mich gewaltig an der ganzen Sache.

Peinlicher Protest

Erst im Stadion habe ich von der Protestaktion der Ultras erfahren. Sie haben auf ihrer Website angekündigt, auf den „organisierten Support“ zu verzichten. Hintergrund ist wohl unter anderem ein Stadionverbot, das gegen einen Ultra ausgesprochen wurde, der in Paris einen Banner mit der Aufschrift „1312“ gezeigt hatte. Die Zahlenkombination steht für die Buchstaben A,C,A,B = All Cops are Bastards. Außerdem ging es wohl auch noch darum, der Mannschaft einen Denkzettel zu verpassen. Nach dem Spiel in Hamburg hat sich das Team wohl nicht vor der Gästetribüne blicken lassen. 
Der Protest führte dann dazu, dass während des gesamten Spiels keine Anfeuerung aus der Nordkurve kam. Vereinzelt haben sich Fans aus dem Oberrang als Stimmungsmacher versucht, allerdings mit wenig Erfolg. Kurz vor dem Spielende sind dann die Ultras gemeinsam aus der Nordkurve verschwunden.

Ich bin kein Ultra. Ich fahre auch nicht zu jedem Auswärtsspiel mit. Ich bin aber mindestens genauso sehr Bayer 04-Fan. Und als solcher habe ich mich geschämt für die Aktion. Denn in einem so wichtigen Spiel, die eigenen Angelegenheiten so in den Vordergrund zu rücken, finde ich wirklich erbärmlich. Es geht hier darum, dass Bayer noch irgendwie die Champions League erreicht. Und den Stimmungsmachern im Stadion fällt nichts anderes ein, als 90 Minuten zu schweigen und zehn Minuten vor dem Ende das Stadion zu verlassen?

Ich bin auch der Meinung, dass die Leistung der Spieler in den vergangenen Wochen durchaus kritisiert werden sollte. Das Plakat „Spielerleistung beschissen, nächsten Trainer verschlissen. Sami war nicht der Alleinschuldige“ fand ich deswegen richtig gut. Das Plakat in Kombination mit einer zehnminütigen Support-Pause wäre meiner Meinung nach aber weitaus sinnvoller gewesen. Ich habe auch noch gehört, dass die Ultras den Mannschaftsbus vor dem Spiel am Stadioneck gestoppt haben sollen. Da fällt mir nichts mehr zu ein.

Deswegen konnte ich die Reaktion der Spieler auch absolut nachvollziehen, als sie nach dem Abpfiff nicht in die Kurve gekommen sind. Wer die eigene Mannschaft auf ihrer Website als „eierlose Dauerversager“ beschimpft, darf mit nichts anderem rechnen.
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